14.02.2024

Manfred Wolff (links) überreichte die Bücher an Paul Chodziesner. Foto: Jörg Felgner

Restitution aus dem Buchbestand Ernst Wolff

Provenienzforschung/Restitution


Feierliche Übergabe von Büchern der Familie Chodziesner an Paul Chodziesner im Tergit-Salon

Am 14. Februar 2024 konnte die erste Restitution von Büchern aus dem Buchbestand Ernst Wolff an Nachfahren der einstigen Besitzer erfolgen. „Für uns ein sehr bewegender Moment. Wir geben damit ein Stück der Familiengeschichte zurück“, so Prof. Dr. Julius H. Schoeps, Vorstandsvorsitzender der Moses Mendelssohn Stiftung.

Paul Chodziesner, Ur-Enkel des berühmten Berliner Rechtsanwalts Ludwig Chodziesner und Großneffe der in Auschwitz ermordeten Dichterin Gertrud Kolmar, nahm die Bücher seiner Vorfahren sichtbar bewegt entgegen. Er habe nicht viele Gegenstände aus Familienbesitz, auf der Flucht aus Deutschland habe man fast alles zurücklassen müssen oder es sei auf der Flucht verloren gegangen. Projektmitarbeiter hätten ihm Fotos der Besitzvermerke, aber auch der Akten der Vermögensverwertungsstelle gezeigt, in denen er zum ersten Mal einen Ausdruck der Persönlichkeit seiner Familienangehörigen gesehen hätte: „It was kind of traumatic, to see the files, to see their handwriting for the first time“ erinnerte Chodziesner in seiner Rede.

Der Buchbestand Ernst Wolff, ein Konvolut von über 3000 Büchern, das sich nach 1945 in der Synagoge Fraenkelufer/Berlin fand und von Ernst Wolff, der versteckt in Berlin überlebt hatte, aufbewahrt wurde, wurde von Wolffs Adoptivsohn Manfred zur wissenschaftlichen Aufarbeitung an die Moses Mendelssohn Akademie in Halberstadt übergeben. In einem vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste, der Moses Mendelssohn Stiftung und Manfred Wolff geförderten Forschungsprojekt sollen die Bücher auf Besitznachweise geprüft und ihre Provenienz erforscht werden. Ausgehend von Namenseinträgen, Exlibris und anderen Annotationen werden die ursprünglichen Eigentümer und mögliche Rechtsnachfolger ermittelt und die Bücher restituiert. „Wenngleich dies das erste Mal ist, dass es uns möglich ist, Bücher aus dem Bestand Ernst Wolff an ihre rechtmäßigen Besitzer zu übergeben, so hoffen wir doch, dass noch viele dieser erinnerungswürdigen Momente folgen mögen“, so Prof. Julius H. Schoeps in seinen Grußworten zu Beginn der Veranstaltung.

Paul Chodziesner, der mit seiner Frau und der jüngsten Tochter aus Australien anreiste, unterstrich in seinen Worten die nicht zu unterschätzende Bedeutung der Restitutionsforschung: „Your work will bring joy mixed with sadness to many families around the world.“