27.01.2020

Kunstwerk aus der Reihe "Kinder dieser Erde", Foto: Dr. Hecht

Ruth Piarowshka Marz – Eine Berliner Künstlerin und ihr Lebenswerk

Kunstnachlass


„Diese Kunst ist eine ganz und gar menschliche Kunst – es ist schön, einmal wieder einen heilen ganzen Menschen sich gut ausdrücken zu sehen.“

Werner Kleinschmidt über Ruth Piarowshka Marz

Ruth Erika Piarowshka Marz (1937-2013) war eine leidenschaftliche Künstlerin, die besonders Landschaften und Portraits malte. Als Kind im Versteck lebend, wuchs Ruth im Umkreis Berlins (Brandenburg) und später in Rowy im Kreis Stolp (Hinterpommern) bei der Familie Marz auf. Von ihren Erfahrungen der nationalsozialistischen Verfolgung geprägt, studierte sie in den 1950er und 60er Jahren Kunstgeschichte in Toronto und in Cambridge. 1963 schloss Piarowshka Marz ihre Studienzeit an der Meisterschule für das Kunsthandwerk (heute Universität der Künste) in Berlin ab.

Insbesondere galt Ruth Piarowshka Marz als eine Schülerin Oskar Kokoschkas (1886-1980), dessen „Schule des Sehens“ in Salzburg sie mehrmals besuchte. 1964 wurde Piarowshka Marz sogar mit dem Preis der Stadt Salzburg ausgezeichnet. Eine ähnliche Auszeichnung erhielt sie 1965 von der Stadt Pescara in Italien. Als Kostümbildnerin war sie in Berlin, Hamburg, Stuttgart, Belgien, England, und Italien tätig. Einzelausstellungen über ihr künstlerisches Werk gab es bereits in England, Italien, Israel, USA, Berlin und Prag. Zeit ihres Lebens pflegte Ruth Piarowshka Marz zu vielen weiteren Künstlern und Künstlerinnen eine freundschaftliche Beziehung und wurde von ihnen beeinflusst.

Ihre Kunst zeichnet sich insbesondere durch Farbenspiel und Ausdrucksstärke der dargestellten Personen aus. Piarowshka Marz schuf verbindende, aber emotionale Kunst. Exemplarisch dafür steht ihre Bildreihe „Kinder dieser Erde“. Diverse Reisen brachten ständig neue Einflüsse, Begegnungen und Facetten in ihre Kunst ein. Neben unterschiedlichen Portraits und Landschaften besteht ihr künstlerisches Lebenswerk hauptsächlich aus Kostüm- und Bühnenzeichnungen.

Eine Salzburger Zeitung schrieb 1995 über Ruth Piarowshka Marz: „Die Symbiose von Leben und Werk der Künstlerin, die auf wundersame Weise das NS-Regime überlebte, ist geradezu prädestiniert, um für Toleranz auf dem Wege der Kunst zu werben.“ Ihr Lebenswerk, welches aus mehreren hundert Kunstwerken besteht, möchten ihr hinterbliebener damaliger Ehemann und ihr Sohn der Moses Mendelssohn Stiftung vermachen. Seit Oktober 2023 wurden daher die Lebensgeschichten in Zeitzeugeninterviews festgehalten und ihr künstlerisches Werk systematisch aufgenommen. Wie die Salzburger Zeitung passend feststellte, besteht die besondere Herausforderung darin, Piarowshka Marz künstlerisches Lebenswerk verständlich zu machen, indem wir es in den Kontext ihres bewegten Lebens stellen.

In Kooperation mit der PSD Bank Berlin-Brandenburg ist für das Jahr 2025 eine Kunstausstellung über Ruth Piarowshka Marz geplant, in der ausgewählte Werke und Gedichte von ihr gezeigt werden. Perspektivisch möchte die Stiftung ihr Lebenswerk im geplanten Else Ury Campus am S-Bahnhof Grunewald ausstellen. So sollen vor allem junge Menschen die bewegende Lebensgeschichte von Ruth Piarowshka Marz kennenlernen und mit ihrem künstlerischen Lebenswerk in Berührung kommen.