06.01.2020

Rekonstruktion von jüdischen Grabsteinen

Kulturerbe-Erhalt


Ein Kooperationsprojekt mit dem Fraunhofer IPK Berlin

Die Dokumentation jüdischer Friedhöfe hat seit mehreren Jahren eine enorme Entwicklung erfahren. Bisher wurden bereits viele Friedhöfe in Deutschland und Europa sowohl textlich als auch bildlich dokumentiert, aber viele stehen noch aus. Die Epigrafik, die sich mit Inschriften bzw. Aufschriften auf unterschiedlichen Materialien befasst, leistet somit wichtige Dienste der Wissenschaft als auch den Genealogen. Bislang existiert kein einheitlicher Lösungsansatz für die Dokumentation von Grabsteinen. Hier setzt das vorliegende Projekt an, indem für Endanwender digitale Werkzeuge insbesondere für bereits verwitterte Grabsteinschriften untersucht und prototypisch implementiert werden.
Ziel des Projekts ist die Erarbeitung von Methoden zur Erfassung und Verarbeitung von bildgestützten Daten zur Wiederlesbar-Machung von Grabschriften. Darüber hinaus soll ein IT-gestütztes Assistenzsystem in Form eines Demonstrators prototypisch implementiert werden, welches Fachanwender in die Lage versetzt, die aufbereiteten Daten dann interaktiv zu transkribieren, mit Metadaten anzureichern und strukturiert für weitere Arbeiten mit den Informationen abzulegen.
Im Rahmen des Projekts erarbeiten die Projektpartner die Anforderungen an ein Assistenzsystem und die typisch zu verarbeitenden Objektmerkmale. Als Referenz dienen ausgewählte Grabsteine der Friedhöfe Berlin-Weißensee, Berlin, Schönhauser Allee sowie Halberstadt. Die verschiedenen Grabsteine weisen aufgrund von Umwelt- und anderen Einflüssen zum Teil erhebliche Oberflächenschäden auf. Eine reine 2D-Aufnahme würde daher für nachgeschaltete Auswerteverfahren nicht genügend bzw. nur stark gestörte Bildinformationen enthalten. Deshalb sollen Aufnahmetechniken, die auch Tiefeninformationen erfassen können, eingesetzt werden. Mittels zweier am Fraunhofer IPK zur Verfügung stehender 3D-Scanner werden Aufnahmen ausgewählter Grabsteine durchgeführt. Anhand dieser Aufnahmen werden die notwendigen Anforderungen an die zu verwendende Scanhardware, den Digitalisierungsworkflow sowie die Bildverarbeitungs- und Segmentierungsmethoden eruiert. Auf Basis dieser Voruntersuchungen wird eine Marktsichtung verfügbarer Scantechnik durchgeführt, entsprechende Hardware beschafft und für den speziellen Einsatzbereich adaptiert. Neben der Abbildung des gesamten Workflows zur Erfassung der Scanrohdaten, welcher angepasst ist auf die Zielgruppe der Endanwender, werden weiterhin Verfahren zur Verarbeitung von Daten sowie Methoden zur Analyse der Oberflächen von Grabsteinplatten zur unterstützenden Segmentierung und damit zur Wiederlesbar-Machung von Inschriften untersucht und prototypisch implementiert. Hierbei sollen nicht nur die Potenziale, sondern auch die technischen und systemischen Grenzen solcher Methodiken bestimmt werden.