04.11.2019

Der Babel-Bibel-Streit und die Wissenschaft des Judentums

Konferenz


Foto: Elke-Vera Kotowski/MMS

Internationale Konferenz vom 4.-6. November 2019

Humboldt-Universität Berlin


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte Berlin eine heftige Auseinandersetzung zwischen den Vertretern der noch jungen Wissenschaft der Altorientalistik und der protestantischen Theologie bzw. kirchlicher Kreise. Auslöser waren populäre Vorträge des Assyriologen Friedrich Delitzsch, in welchen dieser ein Primat keilschriftlicher Überlieferungen vor den Schilderungen der Bibel behauptet hatte, bzw. letztere auf babylonische Vorlagen zurückführte. Da ihm hierin zunächst auch der archäologiebegeisterte Kaiser Wilhelm II. beigepflichtet hatte, entwickelte sich die Auseinandersetzung zu einem Politikum. Dabei ist dieser Konflikt vor dem Hintergrund eines Emanzipationsbemühens der deutschen Orientalistik, oder der „furious Orientalists“ (Suzanne Marchand) zu sehen, die sich aus der Rolle einer Hilfswissenschaft der Theologie befreien wollten.
Obwohl der Babel-Bibel-Streit hinlänglich und teilweise kontrovers in der Forschungsliteratur behandelt worden ist, bestehen noch einige Desiderata: So z.B. mit Bezug auf die Reaktionen der Vertreter des deutschen Judentums, insbesondere im Hinblick auf die wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der „Wissenschaft des Judentums“ und hinsichtlich möglicher konfessioneller Konflikte innerhalb des orientalistischen Wissenschaftsbetriebes. In diesem Zusammenhang sind auch Delitzsch’ antisemitische Veröffentlichungen aus den frühen 20er Jahren anzuführen, die stark mit der teilweise relativ großen Gleichgültigkeit anderer Altorientalisten (jüdischer Herkunft) zu der gesamten Frage kontrastieren.